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Baumkataster-Software

Viele Kommunen verfügen für die Unterhaltung von Straßen, Kanälen oder Leitungen bereits über eine GIS-Anwendung (GIS steht hier für Geo-Informations-System). Diese Anwendung kann Objekte in eine hinterlegte Karte einfügen und über die gespeicherte GPS-Position lokalisieren.

Meist sind solche Systeme sehr komplex und können über ein Plugin auch Bäume verwalten. Diese Programme können

  • Baumkataster anlegen und fortlaufend Veränderungen anpassen.
  • Die Baumkontrollen eintragen.
  • Die Dokumentation der Baumkontrollen, wie auch der abgearbeteten Pflegearbeiten lückenlos und fälschungssicher bewerkstelligen.

Die Möglichkeiten der Datenverarbeitung sind grenzenlos. Allerdings plädiere ich eher für ein “schlankes” System. Es soll in der Praxis effizient einsetzbar sein und nur die wichtigsten Daten liefern. Allzuviel Detailverliebtheit macht das System unübersichtlich und verteuert sowohl die Baumkontrolle, als auch die Katasterpflege, weil mehr Zeit aufzuwenden ist.

Welche Daten neben dem Pflichtprogramm sinnvoll sind, muss von Fall zu Fall individuell festgelegt werden. Ein Freibad mit 100 Bäumen setzt andere Prioritäten als eine Kleinstadt mit 5000 Bäumen.

Vorteile

Ein großer Vorteil von GIS-gestützter Baumkataster-Software ist die Einbindung von Fotos und der Zugriff auf die Historie. Es ist also möglich, sich die  Kontrollergebnisse oder durchgeführten Maßnahmen der letzten Jahre aufzurufen, um einen Eindruck von der Entwicklung des Baumes zu bekommen.

Darüber hinaus lassen sich die Kosten je Baum bzw. je Anlage erfassen und geben exakt Auskunft über die Baumunterhaltungskosten der letzten Jahre. All das setzt voraus, dass die Daten auch lückenlos eingegeben werden. Dies wiederum führt zu relativ hohem Verwaltungsaufwand, der den Nutzen solcher Statistiken vielleicht sogar übersteigt.

Nachteile

Alle mir bekannten Anbieter beschränken ihre Software auf eine bestimmte Baumanzahl, auf eine bestimmte Rechneranzahl und kassieren jedes Jahr stolze Beträge für eine einmalige Leistung, nämlich die Lieferung und ggf. Installation der Software.

Mit der Festlegung auf ein System sind die Kommunen in der Regel auch an den Software-Anbieter gebunden. Denn meist haben die Eigentümer der Daten gar keinen direkten Zugriff auf ihre Daten, weil sie in einer Cloud ausgelagert sind und die “Pflege” dieser Daten lässt sich der Anbieter satt bezahlen.

Mir ist eine direkte Speicherung der Daten sympatischer, und zwar ohne laufende Zusatzkosten, wie z.B. mit QGIS.

Auswahlkriterien

Die technischen Möglichkeiten der meisten Baumkataster-Software ist weitgehend identisch. Allerdings gibt es große Unterschiede in der Vermarktungsstrategie. Hier lohnt sich ein kritischer Blick ins Kleingedruckte:

  • Mir ist nur eine Softwarelösung bekannt, die einmalig gekauft, aber unbegrenzt nutzbar ist und bei der keine jährlichen Kosten anfallen: Baumsicht-Baumkataster (Baumsicht.de). Die Kosten liegen einmalig bei derzeit 400 € (Stand 2020). Dafür sind einige technische Unzulänglichkeiten in Kauf zu nehmen. Dennoch mein persönlicher Favorit.
  • Das breite Angebot verlangt einmalige Einrichtungsgebühren und jährliche “Servicekosten”. Der Vorteil dieser Lösungen: Sie sind weitgehend ausgereift, die Daten liegen meist auf einer Cloud, der Kontrolleur kann die Kontrolle mit einer App durchführen. Hier ist darauf zu achten, dass keine zusätzlichen Kosten für weitere Lizenzen anfallen!
  • Die aus meiner Sicht teuerste Lösung sind Anbieter, die sowohl bei den Kunden, also bei den Kommunen kassieren, als auch bei der Baumkontrolle durch externe Baumkontrolleure. Bei “CAIGOS-Baum” wird z.B. für die offline Kontrolle eine zusätzliche Lizenz notwendig, was die Kosten unnötig in die Höhe schießen lässt. Zwar verweist man darauf, dass die Kontrolle auch in einer Excel-Tabelle durchgeführt werden kann. Diese Tabelle ist jedoch vorgegeben und derart umständlich in der Handhabung, dass sie meines Erachtens in der Praxis vollkommen untauglich ist. Auch die umständliche Handhabung lässt vermuten, dass hier eine Software ohne Praxisbezug entwickelt wurde (Stand 2020).
  • In jedem Fall wirkt sich die Wahl der Software unmittelbar auf die Kosten für die regelmäßige Baumkontrolle aus. Deshalb sollten Entscheider besonders auf anwenderfreundliche Software achten.

QGIS – Die Alternative

Es geht auch günstiger, einfacher und doch professionell. Ich empfehle open-source-Software. Die bekannteste kostenlose GIS-Anwendung ist Quantum-GIS.